Winter im Wald

Der Landkreis Roth ist etwa zu Zweidrittel mit Wald bestanden. Meist sind es Kiefern, gemischt mit anderen Baumarten, aber auch typischer Fichtenforst und Laubmischwald. Mit rund 39.900 ha Wald ist der Landkreis Roth eine der waldreichsten Gebietskörperschaften in Mittelfranken.

Wenn im Winter die Blätter gefallen sind, wird es in vielen Wäldern heller.  Bei genauem Hinsehen kann man nicht nur die Stämme und Äste bis in die Krone verfolgen, sondern auch Spechthöhlen und Nester ausmachen.

 

Nadeln und Zapfen

In unseren Wäldern sind fünf Nadelbaumarten gut zu unterscheiden.

 

Häufigste Art bei uns ist die Waldkiefer mit ihren lichten Kronen und langen Nadeln, die immer zu zweit in einer Blattachsel stehen. Im oberen Stammbereich ist die Rinde rötlich - bei entsprechendem Lichteinfall, z. B. kurz vor Sonnenuntergang, leuchtet sie richtiggehend. Die Zapfen der Kiefer sind kompakt und dunkelbraun, fast schwarz. Wenn die Sonne auf die Zapfen am Boden scheint, öffnen sich die Zapfenschuppen, damit die Samen herausfallen können. Dann sind die Zapfen fast kugelig, geschlossen haben sie eine deutliche Spitze.

 

Drei der anderen Nadelbaumarten werden im Volksmund häufig als „Tanne“ bezeichnet.

Aber wie kann man sie unterscheiden? Das deutlichste Merkmal sind ihre Nadeln.

 

Waldkiefer (Foto: C. Geidel, LBV-Bildarchiv)
Waldkiefer (Foto: C. Geidel, LBV-Bildarchiv)

Fichte (Foto: P. Bria, LBV-Bildarchiv)
Fichte (Foto: P. Bria, LBV-Bildarchiv)

Die Fichte ist eine heimische Baumart, die häufig angepflanzt ist. Gut zu erkennen ist das an Reihen von Bäumen in regelmäßigen Abständen, den Pflanzreihen. Die Zweige der Fichte sind rundum benadelt, die Nadeln sind spitz und pieksen, wenn man einen Zweig durch die Hand zieht. Die Zapfen der Fichten sind dicht mit Schuppen besetzt und hängen am Baum nach unten.

 

Tannennadeln Unterseite (Foto: H. Braxmeier)
Tannennadeln Unterseite (Foto: H. Braxmeier)

Die Weißtanne ist ebenfalls eine heimische Baumart, aber bei uns viel seltener als die Fichte. Tannenzweige erkennt man an flachen Nadeln mit runder Spitze, die oberseits dunkelgrün und auf der Unterseite hell gefärbt sind. Bei der Tanne wachsen die Zapfen am Ast nach oben, wenn sie reif sind, zerfallen sie und am Boden finden sich nur Zapfenschuppen.

 

Douglasie (Foto: M. Richter)
Douglasie (Foto: M. Richter)

Seit einigen Jahrzehnten werden Wälder auch mit Douglasien aufgeforstet, einer nicht-heimischen Baumart, die ursprünglich aus Nordamerika stammt. Die Bäume ähneln den Fichten, allerdings sind die Nadeln viel weicher. Wenn man sie zerdrückt, riecht es nach Zitronen. Die Zapfen der Douglasie sind kürzer als Fichtenzapfen und haben an den Schuppen kleine Auswüchse.

 

Lärche (Foto: A. Schneider, LBV-Bildarchiv)
Lärche (Foto: A. Schneider, LBV-Bildarchiv)

Noch eine Nadelbaumart steht in unseren Wäldern, die Lärche. Die weichen kurzen Nadeln wachsen in kleinen Bündeln am Ast und fallen im Winter genauso ab wie Laubblätter. Im Winterwald erkennt man die Lärche dann an einem weichen Teppich kurzer, gelber Nadeln am Boden und vielen kleinen Zapfen an kahlen Ästen.

 


 

Am Waldboden finden sich immer nur Zapfen von Kiefer, Fichte, Douglasie oder Lärche, aber keine Tannenzapfen!

 

Trommelkonzert im Winterwald

Spechte bleiben das ganze Jahr über bei uns. In den Wintermonaten besetzen Männchen und Weibchen sogar eigene Reviere, in denen sie an der Rinde und im Holz auf die Suche nach Nahrung (Insekten, deren Larven und andere Wirbellose) machen.

 

Ab Februar/März kann man zwei Arten von Trommeltönen unterscheiden: unregelmäßige, verhaltene Klänge entstehen, wenn die Vögel im Holz nach Beutetieren hacken, und wiederholte Sequenzen, sogenannte Trommelwirbel, die durch rasches Klopfen mit dem Schnabel auf Holz erklingen. Die Trommelwirbel sind Teil der Spechtbalz, über die Männchen und Weibchen kommunizieren. Die Bruthöhlen der Spechte werden von vielen anderen Arten als Nachmieter genutzt, z.B. Eulen, Hohltaube, Siebenschläfer oder Hornissen. Übrigens mehrere Spechthöhlen am selben Baum übereinander nennt man "Spechtflöte".

Häufige Spechte im Wald:

 - Schwarzspecht, größte heimische Spechtart, ruft etwas melancholisch „kliööh“

 - Buntspecht, häufigste Spechtart, ruft metallisch „kix“, auch gereiht, am Ende abfallend


Schwarzspecht (Foto: W. Lorenz, LBV-Bildarchiv)
Schwarzspecht (Foto: W. Lorenz, LBV-Bildarchiv)
Buntspecht (Foto: C. Bosch, LBV-Bildarchiv)
Buntspecht (Foto: C. Bosch, LBV-Bildarchiv)

Weitere Vogelarten im Winterwald

Oft meint man, da singt und fliegt ja gar nichts, der Wald ist „tot“. Dann sollten Sie einfach mal innehalten und horchen, vielleicht auch am besten mit geschlossenen Augen.

Feines Piepsen, oft aus den unteren Zweigen von Nadelbäumen, kommt von Wintergoldhähnchen; sie singen allerdings in hoher Tonlage, so dass ältere Menschen sie oft nicht hören können. Das Wintergoldhähnchen zählt zusammen mit dem Sommergoldhähnchen zu unseren kleinsten heimischen Vögeln. Sommergoldhähnchen ziehen im Winter allerdings im Gegensatz zu den Wintergoldhähnchen in den Süden.

 

Wintergoldhähnchen (Foto: F. Derer, LBV-Bildarchiv)
Wintergoldhähnchen (Foto: F. Derer, LBV-Bildarchiv)

Mit rätschenden Rufen verraten Eichelhäher ihre Anwesenheit, Ringeltauben lassen beim Auffliegen ein klatschendes Geräusch hören.

Eichelhäher (Foto: R. Sturm, LBV-Bildarchiv)
Eichelhäher (Foto: R. Sturm, LBV-Bildarchiv)
Ringeltaube (Foto: S. Masur, LBV-Bildarchiv)
Ringeltaube (Foto: S. Masur, LBV-Bildarchiv)

Kleine rosa-graue Federknäule mit langem Schwanz, die hintereinander von einem Baum oder Strauch zum nächsten fliegen, sind Schwanzmeisen. Der namengebende Schwanz ist dabei länger als der Körper. Über durchdringende Rufe wie „tsi-tsi-tsi“ hält der ganze Trupp ständig Kontakt.

 

 

Schwanzmeise (Foto: F. Derer, LBV-Bildarchiv)
Schwanzmeise (Foto: F. Derer, LBV-Bildarchiv)

Eichhörnchen

Ohne Laub an den Bäumen sind auch Eichhörnchen viel leichter zu sehen, wie sie im Geäst unterwegs sind und um die Baumstämme herumklettern. Ihre kugeligen Laubnester, die Kobel, sind gut in den Baumkronen zu erkennen. An manchen Stellen im Wald liegen viele abgeknabberte Zapfen von Fichte oder Kiefer auf einem Haufen, hier ist dann ein Eichhörnchen-Fressplatz. Die Zapfen werden geschickt zwischen den Vorderpfoten gedreht, die Schuppen abgenagt und die Samen gefressen. So ergibt sich ein schraubenförmiges Muster auf der Zapfenspindel, die übrigbleibt.

 

Im Wald sind rote und schwarze Eichhörnchen unterwegs, die alle zur selben Art gehören. Achten Sie doch mal darauf, welche Farbe das Bauchfell der Eichhörnchen hat!

 

Foto: H. Henderkes, LBV-Bildarchiv
Foto: H. Henderkes, LBV-Bildarchiv

Spuren der heimlichen Waldbewohner

Im Wald leben natürlich auch Rehe, Wildschweine und andere Tiere. Man bekommt sie zwar selten zu Gesicht, wer aber aufmerksam den Waldboden beobachtet, kann ihre Spuren finden.

Eine blank gefegte, runde oder ovale Stelle beispielsweise deutet an, dass hier ein Reh sein Bett hatte.

Aufgebrochener Boden, ganz unregelmäßig auf kleiner Fläche, zeigt, dass hier Wildschweine nach Nahrung gesucht haben.

Kleine runde Pfotenabdrücke im Schnee oder Schlamm, etwa halb so groß wie die einer Katze, stammen von Mardern.

Im Wald gibt es noch viel mehr zu entdecken, z.B. die vielen verschiedenen Moose, die den Boden bedecken, Käfergänge in abgeblätterter Rinde oder die Trampelpfade der größeren Tiere, die man Wildwechsel nennt.

 

Wer viel Fantasie hat, findet auch die Burgen von Zwergen und Elfen im Wurzelgeflecht der Bäume – und wer weiß, was noch alles …

 

Wildschwein (Foto: D. Hopf, LBV-Bildarchiv)
Wildschwein (Foto: D. Hopf, LBV-Bildarchiv)
Frauenhaarmoos (Foto: C. Becher, LBV-Bildarchiv)
Frauenhaarmoos (Foto: C. Becher, LBV-Bildarchiv)
"Zwergenburg" (Foto: E. Pfeuffer, LBV-Bildarchiv)
"Zwergenburg" (Foto: E. Pfeuffer, LBV-Bildarchiv)

Noch ein Tipp:

In einem Körbchen Äste, Moos, Rindenschuppen, Zapfen usw. sammeln und im zuhause in einem Schuhkarton, auf einem Topfuntersetzter oder im Garten eine kleine Mini-Landschaft nachbauen.