Bestandtschützende Maßnahmen für den Steinkauz

Im Raum Spalt im südlichen Mittelfranken werden seit 2022 Steinkäuze aus einer Volierenzucht ausgewildert.

Bisher fliegen 6 beringte Steinkäuze (2 Männchen, 4 Weibchen) aus der Zucht in Freiheit. Im Jahr 2020 konnte ein unberingter, nicht aus der Zucht stammender Steinkauz in der Nähe der Volieren beobachtet werden. Auswilderung und Zuzug von Vögeln aus angrenzenden Vorkommensgebieten stellen eine erfolgversprechende Basis für die erfolgreiche Wiederansiedlung dieser kleinen Eulenart im südlichen Mittelfranken dar, wo sie früher regelmäßig als Brutvogel vorkam. Vorwiegend traditionell bewirtschaftete, alte Streuobstflächen bilden hier einen geeigneten Lebensraum.

Um die Wiederansiedlung des Steinkauzes zu fördern, sind eine Nachverdichtung von Nistkästen, deren regelmäßige Kontrolle und Information der Grundstückseigentümer nötig. Naturhöhlen in Streuobstbäumen sollen erfasst und Besitzer bei der Pflege beraten werden, ggf. in Absprache mit weiteren Verbänden wie dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Im Rahmen des Projektes „Unterstützung Wiederansiedlung des Steinkauzes im südlichen Mittelfranken“ sollen Ehrenamtliche der LBV Kreisgruppe Roth-Schwabach und Honorarkräfte die Maßnahmen durchführen. Als Nisthilfen sollen 40 derzeit im Handel erhältliche Steinkauzkästen im Umkreis von 20 km aufgehängt werden. Dabei werden verschiedene Modelle genutzt und die zum Verhalten der Käuze bzw. zur Belegung der Kästen gemachten Erfahrungen dokumentiert. An besetzten Bruthöhlen sollen Funkkameras zur Dokumentation genutzt werden.

Der Austausch von Erfahrungen bei bestandstützenden Maßnahmen in angrenzenden und weiteren Regionen mit Steinkauz-Vorkommen wird bayernweit ein eintägiger Workshop mit Exkursion angeboten.

Steinkauz Workshop 2023

Zum Austausch von Erfahrungen bei bestandstützenden Maßnahmen in angrenzenden und weiteren Regionen mit Steinkauz-Vorkommen fand im Dezember ein Online-Workshop statt. Besonders erfreulich war die rege Teilnahme von 78 Steinkauz-Aktiven nicht nur aus Bayern, sondern über die Landesgrenzen hinaus bis nach Norddeutschland und Österreich beheimateter Interessierter. Nach 5 Kurzreferaten zu Biologie, Nachzucht, Niströhren und Monitoring sowie tollen Fotos aus Baden-Württemberg gab es eine rege Diskussion und wichtigen Austausch.

Fazit des Online-Workshops:

Der Steinkauz ist nicht nur dort ein Thema, wo es ihn gibt, sondern auch dort, wo es ihn nicht (mehr) gibt. Für eine (Wieder-)Ansiedelung gibt es kein Patentrezept, viele Faktoren in unterschiedlicher Zusammensetzung können zum Erfolg führen. Wichtig scheint, dass ausreichend Nistmöglichkeiten zur Verfügung stehen und sich Steinkäuze über vernetzte Flächen bzw. „Korridore“ ausbreiten können. Der Erhalt geeigneten Lebensraums/von Streuobstflächen ist von höchster Dringlichkeit, ebenso sinnvolles Monitoring und Information von Steinkauz-Schützern untereinander.

Steinkauz-Zoom-Workshop
Zusammenfassung des Zoom-Workshops vom 05.12.2023 zum GS Projekt „Unterstützung der
Wiederansiedlung des Steinkauzes
im südlichen Mittelfranken“ -
LBV Kreisgruppe Roth-Schwabach
Steinkauz-Zoom-Workshop - 05.12.23.pdf
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Steinkauzprojekt 2022

Ein Beitrag von Detlef Schiesser

Endlich war es soweit: nach erfolgreicher zweimaliger Genehmigungsphase zur Auswilderung von Steinkäuzen im Lkr. Roth über die Regierung von Mittelfranken konnten 2022 die ersten 10 Jungen Steinkäuze in Etappen ausgewildert werden. Die ersten 5 Steinkäuze wurden am 27.02.2022 mit dem zusätzlichen Vogelwartenring beringt und am 01.03.2022 in der Wildflugmethode freigelassen; diese Vögel stammen von 2 Brutpaaren aus der Zucht von 2021. Alle Tiere aus einer Zucht müssen im Alter von ca. 7-9 Tagen mit einem geschlossenen Kennring beringt werden, daher ist es wichtig, das Schlupfdatum genau zu berechnen bzw. die Nistkästen zu kontrollieren. Die gezüchteten Vögel sind dann bei der Naturschutzabteilung des zuständigen Landratsamtes zu melden.

Brutpaar 1 von Günter Löslein B 8,5 G17 0026 / 0027 > Jungvögel B 8,5 21 0088 / 0089 / 0090 / 0091

Brutpaar 2 von Detlef Schiesser ZG 8,5 G19 152 / 180 > Jungvogel B 8,5 21 0075

Die Jungvögel erhielten folgenden Vogelwartenring:

0088 > HF37597

0089 > HF86701

0090 > HF37598

0091 > HF86702

0075 > HF86703

Da die Geschlechterbestimmung eines Vogels zusätzlich 15,00 € kostet, haben wir hier nur 3 Vögel bestimmen lassen, aber es ist davon auszugehen, dass es sich um 3 weibliche und 2 männliche Vögel handelt.

Zur Auswilderung dieser Vögel haben wir uns entschlossen, die Vögel erst nach der Hochwinterphase Anfang März freizulassen um größere Verluste zu vermeiden.

Der zweite Satz Jungvögel sollte spätestens Anfang September freigelassen werden, da die Jungvögel erst 2022 geschlüpft waren. Als günstig gilt das Alter der jungen Steinkäuze von 3 - 4 Monaten, wenn die Vögel noch in einer Lernphase sind. Günstige Witterung ist eine weitere Voraussetzung für die Freilassung. Es waren übrigens noch einige Vögel vom Frühjahr in der Umgebung, denen sich die Jungkäuze anschließen konnten. Glücklicherweise hatten wir im zweiten Satz Jungvögel von 3 Brutpaaren.

Wir entließen die Jungvögel am 04.09.2022 wieder in den Wildflug, zuvor hatten wir die Vögel am 19.08.2022 mit dem Vogelwartenring beringt.

Brutpaar 1 von Günter Löslein B 8,5 G17 0026 / 0027 > Jungvögel B 8,5 22 0071 / 0072 /

Brutpaar 2 von Detlef Schiesser ZG 8,5 G19 152 / 180 > Jungvogel B 8,5 22 0078 / 0079

Brutpaar 3 von Detlef Schiesser B 8,5 20 0079 (eigene Zucht) ZG 7,5 18 1010 / B 8,5 22 0073

Auch diese Jungvögel erhielten einen Vogelwartenring vor der Auswilderung:

0071 > HF86708

0072 > HF86707

0073 > HF86709

0078 > HF90553

0079 > HF90552

Bei 4 Vögeln wurde das Geschlecht bestimmt, es waren 2 Weibchen und 2 Männchen.

Die Ringnummer der Vogelwartenringe sind nicht fortlaufend, da die Vögel zur Beringung egal in welcher Reihenfolge aus den Nistkästen gegriffen werden.

Sollte ein Vogel verunglückt oder verletzt gefunden werden, bitten wir um kurze Mitteilung.

Klaus Bäuerlein, Peter Auernhammer, Richard Selz und ich montierten im Jahr 2021 im Raum Abenberg, Beerbach, Pflugsmühle, Wernfels und Kalbensteinberg schon mindestens 30 Niströhren und Nistkästen, sodass für die Jungvögel ein Angebot an Brut- und Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dieses Angebot muss aber in den nächsten Jahren stetig erweitert werden.

Ab Januar 2023 läuft hierzu ein Projekt, das aus Mitteln der GlücksSpirale gefördert wird.

Es sollen weitere 40 Nistkästen, z.T. mit Kameras ausgebracht, Höhlenbäume sowie weitere Arten in geeigneten Flächen kartiert werden. In nächster Zeit wird deshalb einiges an Arbeit auf uns zukommen und wir freuen uns über jeden Helfer, die sich bei Interesse bitte per E-mail melden unter

roth-schwabach@lbv.de .

 

An dieser Stelle vielen Dank an alle, die bisher schon mitgemacht haben!


Was ist mit den ausgewilderten Vögeln bis jetzt geschehen?

Tatsächlich hat eine 1. Brut in einem Nistkasten in Theilenberg stattgefunden, leider waren hier die Eier unbefruchtet.

Aktuell ist ein Brutpaar noch im Bereich Nordhang Wernfels in zwei Niströhren in einem Obstgarten neben einer Viehweide, was über den Winter für Futter sorgen sollte.

In der Herbstbalz waren Nachts immer wieder die Rufe unserer ausgewilderten Steinkäuze zu hören, nicht nur die Rufe aus den Zuchtvolieren.

In den Dämmerungsphasen in der Früh und am Abend sind immer wieder Vögel kurz zu sehen, die Vögel sind aber sehr scheu und verschwinden sehr schnell, wenn Menschen auftauchen.

Aktuell habe ich noch einen Futterplatz eingerichtet um die Jungvögel über den Winter zu unterstützen, auch dieser wird häufig von den Vögeln genutzt.

Helfen Sie mit!

Aus der Sicht des Steinkauzes wäre es jetzt noch „cool“, vorhandenen Lebensraum besser beurteilen zu können. Über eine Nachricht von Flächenbesitzern mit Streuobstbeständen im Landkreis Roth sowie westlich und südlich angrenzend Richtung Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach mit folgenden Angaben würden wir uns freuen:

  • Größe, Bestockung, Alter der Obstwiese
  • Weidefläche in der Nähe (~ kurzrasigen Flächen sind für die Nahrungssuche sehr wichtig)
  • Vorkommen von Mai- und Junikäfern im Habitat
  • Angaben zu historischen Brutplätzen
  • Abstand der Obstbäume zum Waldrand (ein Konkurrent ist der Waldkauz)

Interessierte am Projekt melden Sie gerne direkt bei Klaus Bäuerlein als Koordinator per Mail unter:

klaus-baeuerlein@t-online.de oder roth-schwabach@lbv.de

Für Ende März/Anfang April ist eine kleine Informationsveranstaltung als „Online-Seminar“ geplant, wo auch weitere Details bekannt geben werden.