Der AK Fledermausschutz wurde 1987 gegründet. Erste Hilfsmaßnahme war das Aufhängen von Flachkästen in fast allen Kläranlagen des Landkreises. 1988 wurden zwei ehemalige Bierkeller als Winterquartiere gesichert. Von 1989 bis 1991 wurden alle Kirchen im Landkreis auf Fledermaus-vorkommen untersucht. Dies bildet die Datengrundlage für die UNB und die Koordinationsstelle für Fledermausschutz an der Uni Erlangen, bei Renovierungen beratend zur Seite zu stehen. Die Ergeb-nisse der regelmäßig durchgeführten Kontrollen der Winterquartiere im südlichen Landkreis und der Mausohrwochenstuben fanden Eingang in den Atlas der Bayerischen Fledermäuse.

 

Die Mitglieder des AK haben eine Ausnahmegenehmigung der Reg. v. Mfr., um die Stätten der ge-schützten Tiere aufsuchen zu dürfen und vom LfU einen Ausweis als Fledermausberater, der Haus-besitzer bei Vorkommen der Tiere am und im Haus informiert. Bei der jährlich stattfindenen euro-päischen Fledermausnacht wird den zahlreichen Besuchern das Leben der Fledermäuse erklärt und nach Möglichkeit auch die nachtaktiven Tiere gezeigt. Eine Zusammenarbeit besteht u. a. mit den Bayerischen Staatsforsten, Gemeinden, Schulen, interessierten Vereinen und Einzelpersonen.

 

 

Wasserfledermaus (Foto: T. Stephan, LBV-Bildarchiv)
Wasserfledermaus (Foto: T. Stephan, LBV-Bildarchiv)

Termine AK Fledermausschutz

Meist ein Samstag im November, 10.00 bis 17.00 Uhr
Jahrestagung der Nordbayerischen Fledermausschützer
Anmeldung unter fledermausschutz@fau.de
Ort: Hörsaal A, Biologie der Uni Erlangen, Staudtstr. 5, 91052 Erlangen

Kontakt Fledermausschutz

Südlicher Landkreis

Ruppert Zeiner

Tel. 09177-1451

ruppert.zeiner@lbv.de

 

 

Nördlicher Landkreis

Antje Bölt

Tel. 09178-904431

antje.boelt@lbv.de

 


Weitere Arbeitsgruppen finden Sie hier.

Der Schatz in Obermässing

Größte Fledermaus-Wochenstube im Landkreis Roth

 Obermässing (rz – 7487) – Am Samstag Abend drehte sich in Obermässing alles um Fledermäuse. Der Arbeitskreis Fledermausschutz (AK FMS) der Kreisgruppe RothSchwabach des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) organisierte mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem Obst- und Gartenbauverein und dem Schützenverein und der Blaskapelle Obermässing einen Informationsabend über die geheimnisumwitterten, nachtaktiven Säugetiere.

 

Der AK FMS unter Leitung von Ruppert Zeiner dokumentiert seit Jahrzehnten die Fledermausvorkommen u. a. im alten Schulhaus und in den ehemaligen Bierkellern von Obermässing. Zwei der am Hofberg gelegenen Keller hatte vor 10 Jahren die Freiwillige Feuerwehr Obermässing unter der Leitung ihres damaligen Kommandanten Theodor Hiemer freigelegt und die Eingänge dauerhaft gesichert. Dafür wurde der Stadt Greding die Plakette „Fledermäuse willkommen“ des Bayerischen Umweltministeriums verliehen, die am Kellereingang zu sehen ist. Höhlen, Felsspalten und Bierkeller dienen Fledermäusen als Winterquartier. Sie überleben darin von November bis April die insektenlose Zeit bei verminderter Körpertemperatur, Atmung und Herzschlag. Die Tiere dürfen an diesen Orten nicht gestört werden, weil sie sonst aus ihrem Winterschlaf erwachen und dazu unnötig viel Energie verbrauchen würden.

 

Der Dachboden des alten Schulhauses beherbergt die größte Wochenstube des Großen Mausohrs im Landkreis Roth. Bei der diesjährigen Zählung kamen die Mitglieder des AK FMS auf über 1500 Tieren. Diese Zahl setzt sich zusammen aus den Müttern, den Jungtieren - und das ist eine weitere Besonderheit in Obermässing – aus zahlreichen Männchen. Letztere sind in anderen Wochenstuben eher selten vertreten. Dieser Umstand führte auch dazu, dass die Doktorandin Lisa Printz von der Freien Universität Berlin dieses Sommerquartier neben vier anderen in Bayern ausgewählt hat, um das Balzverhalten der Tiere im Herbst mit moderner Technik genau zu dokumentieren. Da nun in Obermässing die Dorferneuerung ansteht, möchte der AK FMS die Bedeutung dieses historischen Bauwerks aus Sicht des Naturschutzes erneut hervorheben.

 

Dazu plante Antje Bölt vom AK FMS mit Theodor Hiemer, inzwischen Stadtrat in Greding, einen gemeinsamen Informationsabend für Jung und Alt. Eingebunden waren die Freiwillige Feuerwehr, der Obst- und Gartenbauverein, der Schützenverein und die Blaskapelle, die ihr Vereinsheim im Keller der alten Schule zur Verfügung stellte. Pünktlich um 19 Uhr begrüßte Antje Bölt am Dorfplatz die Mitglieder der Ortsvereine, sowie die LBV Kreisvorsitzende Anita Schäffer und ihren Mann Norbert Schäffer, Landesvorsitzender des LBV, zu der Abendveranstaltung mit mehreren Darbietungen. „Die Obermässinger besitzen einen Schatz,“ verkündete Bölt und machte so einige Ortsansässige neugierig. Als erstes ging es hoch zu den beiden ehemaligen Bierkellern am Hofberg. Hier erklärte Ruppert Zeiner die Wichtigkeit dieser in jahrelanger Arbeit geschaffenen Bauwerke für die überwinternde Tierwelt. Nicht nur Fledermäuse, auch Insekten, Spinnen, Schnecken und sogar Amphibien ziehen sich in diese frostfreien, aber ganzjährig gleichmäßig fünf bis acht Grad Celsius kühlen Refugien zurück. So entdeckten die Kinder auf dem Boden weit hinten im Bierkeller auch eine kleine Blindschleiche. In den Kellern kommen bis zu acht verschiedene Fledermausarten im Winter vor. Insgesamt zählen die Mitglieder des AK FMS, die dafür eine Ausnahmegenehmigung der Regierung von Mittelfranken besitzen, meist nur einige Dutzend Tiere. „Wo die Mehrzahl der im Sommer kontrollierten Tiere sich im Winter aufhalten, ist der Wissenschaft noch ein Rätsel,“ ergänzte Zeiner. Die Daten aus Sommer- und Winterquartieren gehen der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern an der Universität in Erlangen zu. Dort und an der Universität in München, zuständig für Südbayern, gewinnt man seit Jahrzehnten immer mehr Wissen in Bezug auf die 24 in Bayern vorkommenden Fledermausarten.

 

Nach Besichtigung des zweiten Kellers wurde das Programm auf dem Platz vor dem Vereinskeller des alten Schulhauses mit Anschauungsmaterial und Bastelsachen für die Kinder fortgesetzt. Antje Bölt berichtete aus dem Leben einiger Fledermausarten und insbesondere der hier im Dachboden vorkommenden Großen Mausohren. Die auf Laufkäfer spezialisierten Mausohren sind für Nordbayern typisch. Sie jagen ihre Beute in den umgebenden Buchenmischwäldern. Wochenstuben nennt man die FledermausSommerquartiere, wo die Weibchen ab Ende Mai ihr Junges zur Welt bringen. Anfangs hängt das noch unbehaarte Junge am Bauch der Mutter fest. Selbst bei den nächtlichen Jagdflügen ist es mit dabei. Erst wenn es größer und schwerer wird, bleibt es in der Wochenstube zurück und wartet auf seine Mutter, die es dann säugt. Im Herbst finden sich die geschlechtsreifen Tiere in Paarungsquartieren ein. Dort findet zwar die Begattung statt; die Befruchtung des Eies beginnt aber erst im nächsten Frühjahr. Warum der Samen der Männchen in den Weibchen den ganzen Winter überdauern kann, ist noch unerforscht. Weiterhin erklärte Bölt den Kindern die Echoortung der Fledermäuse, die in stockdunkler Nacht sicher ihre Beute finden. „Die Fledermäuse fliegen mit ihren Händen und sehen mit ihren Ohren,“ fasste die Fachberaterin für Fledermausschutz zusammen.

 

Einen Einblick ins Innere des Dachbodens erhielten die Teilnehmenden mit einem Kurzfilm, den Angela Rander vom AK FMS im Juli während der diesjährigen Kontrolle im Dachboden gedreht hatte. Auffällig war, dass sich diesmal Hunderte Tiere im Untergeschoss des Dachboden an einem Deckenbalken aufhielten, während der andere Teil der Wochenstube hoch oben an den Kaminen hing. Die langjährigen Kontrollen zeigen, dass die Fledermäuse den gesamten Dachraum nutzen; offensichtlich abhängig von den Außentemperaturen. Meist sind im Untergeschoss nur die einzeln an Balken hängenden Männchen anzutreffen. Ergänzt wurde die Vorführung durch eine kurze Präsentation der Doktorandin Lisa Printz, die leider nicht kommen konnte.

 

Bevor die Dämmerung einsetzte und der Ausflug der Mausohren beginnen würde, hatte der Obst- und Gartenbauverein noch eine besondere Überraschung für die Kinder bereit: Es gab Fledermauskuchen. Mit einer passenden Schablone wurde Puderzucker auf den Blechkuchen gestreut, der dann besonders gut mundete. Ruppert Zeiner nutzte die Gelegenheit, Erste-Hilfe-Tipps beim Auffinden von Fledermäusen zu geben. Die Tiere solle man vorsichtshalber mit Handschuhen oder einem weichen Stofftuch anfassen. Es kann vorkommen, dass Katzen tief fliegende Fledermäuse erwischen. Oft haben sie dann innere Verletzungen, die man nicht erkennen kann. Manchmal findet man auch eine lebende Fledermaus auf dem Rasen oder der Terrasse. Da die Tiere im Sommer ebenfalls Durst haben, empfiehlt es sich, mit einer Pipette oder einem Zahnstocher einen Tropfen Wasser anzubieten. „Die Fledermaus dann tagsüber in einem Karton oder verschlossenen Korb dunkel, kühl und vor allem vor Katzen sicher aufbewahren,“ rät Zeiner. In der Dämmerung kann man das Behältnis mit der Fledermaus auf dem Balkon oder im offenen Fenster im Obergeschoss öffnen. In 90 Prozent der Fälle fliegt die Fledermaus selbst heraus und das Problem ist gelöst. Wenn das Tier am nächsten Morgen noch da ist, wird es zum Pflegefall. Zeiner hatte auch noch zwei Holzkästen mitgebracht. „Flachkästen kann man an Häusern und Bäumen anbringen; je höher desto besser. Auf jeden Fall soll davor kein anderes Gebäude oder Baum als Hindernis für den Ausflug stehen,“ erklärte Zeiner. Der zweite Holzkasten ist eine Neuentwicklung von ihm und ahmt abstehende Baumrinde nach, die Waldfledermäuse gerne als Quartier nutzen. Dies bleiben aber nur zusätzliche Quartierangebote für Fledermäuse, die sehr standorttreu sind.

 

Für die Mitglieder des AK FMS kam um 22 Uhr der Höhepunkt des Abends. Sie begannen mit der Ausflugszählung am Nord- und Südgiebel der alten Schule. Nach gut einer halben Stunde waren 101 bzw. 864 Fledermäuse registriert, die aus den geöffneten Dachbodenfenstern zu ihrem nächtlichen Beuteflug aufbrachen. Mit einem Fernglas konnten die raschen Ausflüge durchs Fenster genau beobachtet werden. Die meisten Kinder hatten um diese Zeit die nötige Bettschwere erreicht, womit für viele Teilnehmer ein informativer Abend zu Ende ging.